50 Organisationen haben in der vergangenen Woche in einem von den Medien stark beachteten Appell die Einberufung eines Nationalen Bildungsgipfels gefordert. Initiiert von großen deutschen Stiftungen wird in diesem Appell die tiefe Krise des Bildungswesens aufgezeigt und der akute Handlungsbedarf verdeutlicht.
Die Reaktion der Entscheidungstragenden aus Bund, Ländern und Kommunen ist derzeit seltsam verhalten:
- das adressierte Bundeskanzleramt: Fehlanzeige
- die adressierten Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten: Fehlanzeige
- das Bundesministerium für Bildung und Forschung: am von der Bundesbildungsministerin einberufenen Bildungsgipfel nahmen nur zwei von 16 Länderbildungsministerinnen und -ministern teil – eine Tagesordnung fehlte
- die Kultusministerkonferenz: beschließt als topaktuelle Reaktion auf die glasklar dargelegten, sofortigen Handlungsbedarfe Angleichungen beim Abitur ab 2027, verabredet kleine Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel und will nun endlich – ab dem Schuljahr 2024/25 – in bescheidenem Umfang Schulen in schwieriger Lage fördern.
Sind das die notwendigen Maßnahmen, um die riesigen Baustellen unseres Bildungswesens zu bearbeiten?
Der Verband Sonderpädagogik e.V. (vds) sagt NEIN und fordert weit mehr. Wir brauchen jeden Tag individuelle Unterstützung und sichere Begleitung für alle Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen, oftmals tiefgreifenden Teilhabeeinschränkungen. Wir müssen alle jungen Menschen dabei unterstützen, sich entsprechend ihren Begabungen, Fähigkeiten und Stärken entwickeln zu können. Dafür benötigen wir ein Bildungssystem, das den individuellen Bedarfen aller Schülerinnen und Schüler gerecht wird, damit sie eine erfolgreiche Schulzeit erleben können.
Das Bildungssystem in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland muss alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen stärken – und die Kulturministerkonferenz (KMK) muss dafür Sorge tragen, dass es endlich vergleichbare Standards in allen 16 Ländern gibt.
Ein zukunftsfähiges Bildungssystem sorgt für Chancengerechtigkeit für ALLE und für gut ausgebildete und kompetente Fachkräfte. Ideen sind inzwischen in Hülle und Fülle vorhanden – Politik muss dafür zügig bereit sein, die Zivilgesellschaft einzubeziehen und deren Vorschläge, wie im Appell zum Nationalen Bildungsgipfel dargelegt, aufzunehmen.
„Bildung liegt in Deutschland in Länderhoheit“, betont die KMK zum wiederholten Mal. Ja, aber das hindert nicht daran, sich über alle Länder hinweg schnell und umfassend zur aktuellen Misere zu verständigen, sich endlich aktiv mit dem Sozial-, Jugend- und Gesundheitsbereich auf allen Ebenen zu vernetzen und an einem Strang zu ziehen.
Der Verband Sonderpädagogik fordert die KMK auf, sich zügig der brennenden Themen anzunehmen, sich ihrerseits aktiv für den von einem breiten Bündnis geforderten Nationalen Bildungsgipfel einzusetzen und für vergleichbare Ausstattungs-, Personal- und Inhaltsstandards im Bildungsbereich von der frühen bis zur beruflichen Bildung und zum Studium einzutreten. Gemeinsam müssen wir verhindern, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von Bildung abgehängt werden, der institutionellen Bildung fernbleiben, keine Schulabschlüsse und keinen Anschluss an berufliche Bildung erreichen oder Berufsausbildung bzw. Studium abbrechen.
Everyone matters!
Binden Sie die Zivilgesellschaft schnellstens vollumfänglich ein – dort gibt es neben klaren Analysen viele, viele gute Ideen!
Den Appell zum Nationalen Bildungsgipfel vom 14. März 2023 haben initiiert:
Bertelsmann Stiftung – Deutsche Telekom Stiftung – Karg-Stiftung – Robert Bosch Stiftung – Vodafone Stiftung – Wübben Stiftung.
Den Appell unterstützen neben dem Verband Sonderpädagogik (vds) folgende Stiftungen:
Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. – Deutsche Kinder- und Jugendstiftung – Dieter Schwarz Stiftung – Dieter von Holtzbrinck Stiftung GmbH – Heraeus Bildungsstiftung – Körber-Stiftung – Reinhard Mohn Stiftung – Schöpflin Stiftung – Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. – Stiftung Bildung – Stiftung Haus der kleinen Forscher – Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit – ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.
Den Appell unterstützen neben dem Verband Sonderpädagogik (vds) folgende Verbände und Organisationen:
Schulleitungsverband Deutschlands (ASD) – Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen (AGF) e.V. – Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – BöfAE e.V. (Bundesarbeitsgemeinschaft öffentlicher und freier Ausbildungsstätten für Erzieherinnen und Erzieher) – Bund der Freien Waldorfschulen e.V. – Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe (bbt) – Bundeselternrat – Bundesverband der Kita- und Schulfördervereine e.V. – Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB) – Der Kinderschutzbund Bundesverband e.V. – Deutsche Liga für das Kind e.V. – Deutscher Caritasverband – Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) – Deutscher Lehrerverband – Deutsches Kinderhilfswerk e.V. – Deutsches Komitee für UNICEF e.V. – Diakonie Deutschland – Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule – Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens e.V. (GGG) – Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – Grundschulverband e.V. – Kita-Fachkräfte-Verband e.V. Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen-, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saar – komba gewerkschaft – Landesverband Sozialpädagogischer Fachkräfte Berlin e.V. – National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention e.V. – SOS-Kinderdorf e.V. – Verband Deutscher Privatschulverbände e.V. – Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di – Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.